Der Himmel glich mitternachtsschwarzem Samt, auf dem Tausende von 
glitzernden Diamanten verstreut lagen. Und inmitten dieser funkelnden Lichter strahlte ein anderes kostbares Juwel wie eine weiße Perle.
Der Mond tauchte das Zimmer in eine seltsame Welt aus Licht und Schatten.
Ein sanfter Windhauch ließ die seidenen Vorhänge vor dem offenen Fenster leise knistern. Nur das Zirpen der Grillen untermalte die sonst vollkommene Stille.
Im Zimmer selbst ruhte Bejin Al´Sadien tief und fest.
Umgeben von seidenen Kissen mit ausgebreiteten Armen und Beinen, die das ganze Lager zu vereinnahmen schienen.
Er schlief und träumte.
Ein kaum wahrnehmbares Kratzen an den Fensterflügeln.
Verstohlen und nahezu lautlos glitt ein grauer Schatten in den Raum. Mit
wenigen Schritten näherte er sich dem Schlafenden. In der Hitze der Sommernacht zeichnete sich jede Rundung des feisten Körpers deutlich unter der hauchdünnen Decke ab. Um den Hals trug Bejin Al´Sadien seine goldenen Ketten und jeder Finger schmückte ein Ring. Sein Reichtum war Stadtbekannt.
Sein Gemach glich einer Schatzkammer. Überall standen Figuren aus Jade und Gold verziert mit Opalen, Rubinen, Smaragden und anderen wertvollen Gesteinen. Dicke, geknüpfte Teppiche in allerhand Farben lagen auf dem Marmorboden und dämpften jeden Schritt.
Mit Silberfäden bestickte Tücher flossen wie ein Wasserfall an den Bettpfosten hinab.
Das Rascheln der sich öffnenden hauchdünnen Wand aus Nichts und das leise Lachen fügte sich mit in die Traumwelt ein.
Undeutlich erwachte Bejin Al´Sadien und glaubte sich geirrt zu haben.
Doch irgend etwas hatte sich geändert. Eine leichte Berührung ließ ihn die Augen aufreißen. Was er da sah verschlug ihm die Sprache. Ein dunkler Schatten ragte hoch über ihm auf. Jemand war in seine Privatgemächern eingedrungen. Da erklang das Lachen erneut. Diesmal schien es jedoch gehässig und kalt.
Ein Funkeln riss seine Aufmerksamkeit auf sich und im fahlen Mondlicht erkannte er die geschliffene Klinge eines Dolches. Es blieb bei dem Versuch zu schreien. Ein gurgelnder Laut als die Klinge tief in seinen Hals biss. Mit ungläubigen Augen starrte Bejin Al´Sadien in das in Schatten gehüllte Gesicht. Das konnte nur ein Alptraum sein.
Er würde bestimmt gleich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden. Doch nichts der gleichen geschah. Die Zeit verrann aber nichts regte sich in dem Raum. Immer noch verharrte der Eindringling bei seinem Opfer und beugte sich schließlich vor. Der Schock lag tief in den Augen des Sterbenden als er die Gestalt erkannte.
Bejin Al´Sadiens Lippen zuckten leicht, doch es war zu spät.
„Ewiger Schlaf“, hörte er die Stimme noch flüstern.
Dann hörte sein Herz auf zu schlagen.

So lautlos wie er ins Zimmer eingedrungen, so unbemerkt verließ der Schatten es wieder.
Der letzte Rückblick auf das Haus seines Opfer zauberte ein kaltes Lächeln auf die Lippen. Bald würde der so prächtige Garten erfüllt sein von Geschrei und Wehklagen.
All die Kaufleute, die wie Würmer zu Bejin Al`Sadien gekrochen kamen, würden um ihre Stände zittern und über ihre Rangfolgen streiten.
Leise kichernd ließ der Schatten den Ort seines Eingreifens hinter sich. In den weit verzweigten Gassen der Stadt herrschte eine unheimliche Stille als er unter den ausgebreitenden Tüchern von Ecke zu Ecke glitt.
Die noch warmen Lehmwände als Schutz im Rücken verschmolz er nahezu mit den Schatten der sonstigen Nacht.